Vatis Schulaufsätze 1932/33

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Vatis Schulaufsatz Nr. 01 von 1932

1. Der April macht was er will.


Vatis Schulaufsatz Nr. 01 von 1932

Aprilwetter! Nichts ist so wechselvoll als dieses. So auch heute. Strahlend ging die Sonne auf, einen wunderschönen Tag verkündend. Bald aber verfinsterte sich der Himmel. Dunkle Wolken zogen auf. Die ersten Tropfen fielen und bald regnete es. Die Hühner gingen in Schuppen und Ställe, kleinere Vögel in Mauerluken und andere Verstecke. Es fing an zu stürmen. Der Sturm jagte die mit Hagelkörnern untermischten Regentropfen gegen die Fensterscheiben, daß es prasselte, und wir waren froh, daß wir nicht in das Wetter hinaus mußten.

Inhalt: 2+.
Äußeres: 2.
19. 4. 32
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 02 von 1932

2. Korbmacher-Maxe.


Vatis Schulaufsatz Nr. 02 von 1932

"Ich bin Korbmacher-Max und habe einen großen Klaps. Ich trinke gerne Bier und Wein, und das schmeckt fein." Das ist der Spruch des Korbmachers Max. Er stammt aus Westpreußen und wurde von den Polen vertrieben. Sein Aussehen ist eulenspiegelhaft. Er wandert immer am rechten Elbufer hoch und am linken wieder zurück, sich von Korbmacherarbeiten ernährend. Aller zwei Jahre trifft er hier ein. Er trinkt gerne Schnaps, Bier und Wein. Manchmal war er tagelang betrunken. Einmal, als er sich an den heißen Ofen legte, verbrannte er sich, einmal biß ihm ein Hund fast die Nase ab, und ein andermal hackte er sich in die Hand. Seine Wunden heilte er mit Petroleum. Wenn er aber nüchtern ist, betreibt er ordentlich sein Handwerk, so daß ihn niemand tadeln


Vatis Schulaufsatz Nr. 02 von 1932

kann.

Inhalt: 2+.
Äußeres: 2+.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 03 von 1932

3. [8.?] Wie der Kaiser in den Wunsch des Kurfürsten Friedrich III. einwilligte.


Vatis Schulaufsatz Nr. 03 von 1932

Der Kaiser wollte nicht ein neues Königreich an der Ostsee entstehen lassen, da es Österreich zu mächtig werden konnte. Doch Friedrich-III. gab seinen Plan nicht auf. Bald fand sich auch Gelegenheit, ihn auszuführen. Dem Kaiser drohte ein neuer Krieg mit Frankreich. Dazu brauchte er die gutgeschulten brandenburgischen Truppen. Kurfürst Friedrich III. versprach ihm 10 000 Mann Hilfstruppen, wenn er ihm die Einwilligung zu seiner Königskrönung gäbe. Da willigte der Kaiser ein.

Inhalt: 2.
Äußeres: 1.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 04 von 1932

4. Der Kronprinz will dem Vater entfliehen.


Vatis Schulaufsatz Nr. 04 von 1932

Der Kronprinz will dem Vater entfliehen.


Vatis Schulaufsatz Nr. 04 von 1932

König Friedrich Wilhelm I. war auf der Reise nach seinen westlichen Ländern. In Steinfurt[sic] wurde das Nachtquartier genommen. Der sparsame Fürst schläft nicht bei einem betrügerischen Wirte, der für gutes Geld schlechte Betten gibt, sondern auf Stroh in einer Scheuer, die ein Bauer für einige Groschen hergab. Dem König war recht wohl an diesem Abend. er hatte nützliche Vergleiche zwischen Bauern- Handwerker- und Soldatenstand gezogen. Auch hatte er das Schlachtfeld bei Höchstädt, wo Prinz Eugen und Marlborough siegreich gekämpft hatten, besichtigt. In die Scheuer tretend sprach der König: "Mannheim ist nicht weit. Morgen können die Soldaten etwas länger ruhen." Der Kronprinz hob die Schultern und dachte: "Mannheim nicht, eher Straßburg." Auf die


Vatis Schulaufsatz Nr. 04 von 1932

dritte Morgenstunde war Keith mit den Pferden bestellt. Eine halbe Stunde vorher kleidete sich der Prinz an. Der Kammerdiener wurde wach und fragte: "Wohin, königliche Hoheit?" "Geht dich nichts an", schnauzte ihn Friedrich an. Dann schritt er über die Schlafenden hinweg, aus der Scheuer heraus und auf seinen Wagen zu. "Daß Keith nicht mit den Pferden kommt, ist merkwürdig." Da begegnete ihm der Oberst Rahav[?]. In der Ferne sah er Keith mit den Pferden auftauchen. Rahav schickte den Pagen wieder zurück. Da ging der Kronprinz zurück in die Scheuer und warf sich aufs Stroh.

Inhalt: 2+.
Äußeres: 2+.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 05 von 1932

5. Ein Erntenachmittag.


Vatis Schulaufsatz Nr. 05 von 1932

Es ist drückend heiß. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Der Schweiß bricht aus allen Pooren. Da ertönt der Ruf: "Vespern." Alles atmet erleichtert auf. Man versammelt sich im kühlen Schatten. Jeder bekommt sein Vesperbrot. Ein kühlender Trunk wird herumgereicht. Der Vater ist zuerst fertig. Er sieht nach dem Himmel. "Ein Gewitter zieht auf," sagt er, "wir wollen den letzten Roggen holen." Er holt die Pferde und zwei Wagen. Der Knecht muß laden. Da läutet es: Feierabend. Die letzte Fuhre wird noch vollgeladen. Dann geht es nach Hause. Am Abend regnet es in Strömen. Alle freuen sich, daß der Roggen zu Hause ist.

Inhalt: 2+.
Äußeres: 1.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 06 von 1932

6. In Schlieben.


Vatis Schulaufsatz Nr. 06 von 1932

Um 11 Uhr trafen wir in Schlieben ein. Der Lehrer gab uns bis 2 Uhr frei. Schnell hatten wir uns mit einigen Schliebeer Jungens angefreundet. Die führten uns durch die Kellerstraße zum langen Berg. Dort tollten wir unsere ganze Freizeit herum. Als wir nach Hause wollten, fing es an zu regnen. Unser Lehrer entschloß sich _zu regnen_ hierzubleiben und in die Quartiere zu gehen. Ich kam zu einer Freundin meiner Mutter. Dort hat es mir sehr gut gefallen. Am andern Morgen fuhren wir wieder nach Hause.

Inhalt: 3+.
Äußeres: 2.
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Vatis Schulaufsatz Nr. 07 von 1932

7. Die Truppe lernt d. Radfahren.


Vatis Schulaufsatz Nr. 07 von 1932

Ein gerissener Geschäftsmann aus Nauyork[sic] dachte bei sich, daß es doch ein ganz einträgliches Geschäft wäre, wenn er alte Fahrräder aufkaufen, sie neu auflackieren, und im amerikanischen Heerlager verkaufen würde. Also machte er sich mit einer Wagenladung solcher Fahrräder auf nach dem Heerlager. Er verkaufte seine Fahrräder schon im ersten Truppenteil und reiste dann wieder nach Hause. Nun machten sich die Soldaten auf, das Radfahren zu lernen. Sie stiegen auf einen Berg. Von diesem führte eine sandige Straße, die mit Wegsteinen eingefaßt war, herab. Oben setzte sich ein jeder auf sein Rad, faßte die


Vatis Schulaufsatz Nr. 07 von 1932

Lenkstange, und auf einen Befehl fuhren alle den Berg hinab. Unten kam ein unentwirrbarer Knäuel von Radfahrern an. Die Soldaten kamen noch mit einigen verbogenen Rädern, verbeulten Köpfen und Hautabschürfungen an Armen und Beinen davon. Die Steine am Wegesrand hatten am meisten gelitten. Ich glaube, die Truppe wird sogleich nicht wieder radfahren.

Inhalt: 2.
Äußeres: 2.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 08 von 1932

8. Wie die Städte am Ende des 18. Jahrhunderts aussahen.

(Klassenaufsatz.).


Vatis Schulaufsatz Nr. 08 von 1932

Wer nach dem Tode Friedrich des Großen in eine Stadt kam, sah, daß sich schon manches verändert hatte. Die Stadttore, die früher aus schweren Balken und Eisenwerk bestanden, waren jetzt durch leichtes Gitterwerk ersetzt. Auch war an mehreren Stellen die Stadtmauer durchbrochen. Früher waren die Düngerhaufen noch auf der Straße, und die Kinder tummelten sich mit den Schweinen dort herum. Das Alles hatte sich jetzt auf den Hinterhof zurückgezogen. Die Viehzucht hatte sich überhaupt in die Vorstädte zurückgezogen, die sich vor den Stadtmauern gebildet hatten. Die Straßen waren jetzt mehrfach gepflastert. Jedoch, wenn es regnete, konnte man nicht auf die Straßen gehen, ohne argbeschmutzte Schuhe zu bekommen.

2.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 08 von 1932


Vatis Schulaufsatz Nr. 09 von 1932

9. Der Tiere Weihnachtsfeier.


Vatis Schulaufsatz Nr. 09 von 1932

Mitten im Walde ist eine kleine Lichtung, die im Sommer mit Gras bewachsen war. Jetzt aber ist sie dick mit Schnee bedeckt. Am Rande dieser Lichtung stand ein kleines Häuschen, das nach Süden zu offen war. Darin waren einige mit Heu gefüllte Krippen. An der Decke hingen Kästchen, die mit Samen und Körnern für die Vögel gefüllt waren. Auf dem Boden lagen Eicheln und Kastanien. Als es fast Abend war, kam ein Vöglein geflogen. Dieses rief seine Gefährten herbei, welche nun lustig die Körner aufpickten. Das sahen einige Rehe, die nun auch herbeikamen. Auch Hasen und Kaninchen kamen angehoppelt. Der Förster aber, der den Tieren die Weihnachtsfreude bereitet hatte, saß hinter einem Busch und schaute den Tieren zu.

2+
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 10 von 1932

10. Was mir ein waidgerechter Jäger über seine Pflichten im harten Winter erzählte.


Vatis Schulaufsatz Nr. 10 von 1932

Im dichten Walde traf ich auf eine Lichtung. Dort sah ich einen Jäger in einer Hütte Heu ausschütten. Als ich fragte, warum er denn das tue, erklärte er: "Ja, mancher denkt, der Jäger brauche nur immer zu schießen; nein, im Winter, wenn alles Futter verschneit ist, muß das Wild auch gefüttert und gepflegt werden." "Aber warum bauen Sie denn eine Hütte hierher, Sie können die Tiere doch woanders füttern," wandte ich ein. "Die Tiere müssen doch das Futter auch trocken bekommen. Doch nun muß ich nach Hause", sagte der Jäger und lenkte seine Schritte seiner Wohnung zu.

Inhalt: 2.
Äußeres: 1.
L.


Vatis Schulaufsatz Nr. 11 von 1932

11. Wenn Mark Schurade erzählen könnte.

(Klassenaufsatz.).


Vatis Schulaufsatz Nr. 11 von 1932

Vor einigen tausend Jahren sah es in Mark Schurade ganz anders aus als jetzt. Dort standen Hütten, die mit Schilfrohr bedeckt waren. Darin wohnten starke, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren, die Germanen. Als Kleidung hatten sie Felle. Sie ernährten sich hauptsächlich von der Jagd, denn ringsum waren große Urwälder. Darin lebten Auerochsen, Bären, Elche u.a. große und kleine Tiere. Auch etwas Ackerbau wurde getrieben. Das Korn wurde auf Mahlsteinen zermahlen und zu kleinen Broten gebacken. Sämtliche Geräte wurden aus Stein, Knochen oder Holz hergestellt. Aus Ton und Sand stellte man allerlei Krüge und Urnen her. Die Toten wurden verbrannt. Die Asche wurde in Urnen gefüllt und mit anderen Gefäßen, die Speise und Trank für die weite Reise ins Reich der Toten enthielten, in der Erde versenkt. Durch die Urnen ist es uns möglich geworden, etwas aus dieser Zeit zu erfahren.

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Vatis Schulaufsatz Nr. 13 von 1932

13. Die Schlacht bei Wartenburg.


Vatis Schulaufsatz Nr. 13 von 1932

Lange hatten die Waffen geruht. Die Franzosen hatten sich auf das linke Elbufer zurückgezogen. Da entschloß sich Blücher, über die Elbe zu gehen. Als Übergangsort hatte man Elster genommen, um Bernadotte nahe zu sein. Man schlug zwei Brücken. Blücher rief den Soldaten beim Übergang ermunternde Worte zu. Da es sehr sumpfig war, wurde die Armee geteilt. Horn zog auf Bleddin zu. Steinmetz marschierte nach Wartenburg. Der 3. Teil blieb als Reserve in Deckung. York hatte sofort erkannt, daß der Weg nach Wartenburg über Bleddin führte. Horn erkämpfte mit der schlesischen Landwehr Bleddin. Nun ging es nach Wartenburg zu. Hier, wie in Bleddin, hatte man gegen die Würtemberger[sic] zu kämpfen. Nach schweren Kämpfen wurde Wartbg. genommen.

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