Briefe von Uroma, Auguste Lutat

Diese sieben Briefe aus Muttis ersten beiden Lebensjahren hat meine Oma zusamen mit Muttis beiden Briefen aus der Landverschickung aufbewahrt.

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Brief vom 1928-09-03

Laugallen, den 3. 9. 1928

Mein liebes Kind,
deine Briefe und klein Annis Bild erhalten. Wir haben uns sehr über Anni gefreut, ein liebstes Mädel. Nun verzeih, daß ich so lange nicht geschrieben habe. Ich war nähmlich von der Grippe krank, immer große Kopfschmerzen und sehr kalt. Bin auch noch nicht recht gesund, dazu immer Ärgernis. Vater ist immer krank, wird vieleicht bald ausgekrankt sein, denn wir sind ja jetzt doch bloß noch unter die Füße, weiter nichts. Ich möchte dir mehr schreiben, aber ich will dich auch nicht kränken.

In den folgenden Briefen wird mein Urgroßvater nicht mehr erwähnt. Er wird wohl in diesem Winter gestorben sein.


Brief vom 1928-09-03

Nun willst du wissen, wie alles bei uns ist. Das Heu haben wir ja ziemlich gut rein bekommen, aber jetzt schon wieder drei Wochen Regen. Korn steht auch noch draußen und die ganze Sommerung. Zuletzt die Kartoffel raus gewachsen sind, werden auch noch verfaulen. Milch bekomm ich ziemlich und zwei Schweinchen habe ich auch noch und 15 Keuchel. Das Gemüse ist auch nicht zu best, ein schweres Jahr. Wenn es bloß nicht früh Winter möcht werden,


Brief vom 1928-09-03

denn das Kartoffel raus nehmen geht bald los. Nun was machen die anderen aller. Wie Minna geht wollt ihr mir keiner schreiben aber ich weiß doch alles. Mir tut so leid um Minna, aber den orndlichen Menschen trift alles, aber ich habe daran doch keine Schuld. Ich habe mich so gefreut das Marta kommen wird, aber ich verdenke ihr auch nicht, sie hat ja auch ihre Wirtschaft zu tun. Lotte ist auch schon in ein Jahr nicht gewesen und von Karl will ich ganz still sein. Was ausen Menschen werden kann.


Brief vom 1928-09-03

Nun mein liebes Mallche werde ich für heute schließen, vieleicht werde ich nächstens besser schreiben, denn ich bin noch immer nicht recht auf Posten. Und grüs mann Marta und Minna schön von mir und Tante Lieschen und Vater Tews und du und dein lieber Mann und klein Anni seid alle herzlich gegrüßt von eurer euch liebenden Mutter und Oma Auch meinen schönen Grus für Walter

Tante Lieschen war vielleicht Uromas Schester Luise Wilhelmine. Vater Tews muß mein Uropa Wilhelm Friedrich Tews, der Vater von Opa Willy, gewesen sein.


Umschlag vom 1928-09-04


Brief vom 1929-02-04

Laugallen den 4. 2. 1929

Ihr lieben alle euren brief erhalten worüber ich mich sehr gefreut habe und bitte euch um verzeihung das ich so lange nicht geschrieben habe der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach nun was ich euch berichten kann das wir ja noch ziemlich Gesund sind und unser Arbeit verrichten wenn auch langsam und mit der Arbeit für Gustav ist diese Woche auch schlus was weiter wird werden wissen wir noch nicht wenn blos erst der kalte Winter vorbei wäre wir haben sehr viel Schnee und große Kälte bis 25 Grad Frost.

Gustav müßte Omas Bruder gewesen sein. Offenbar wohnte er nach dem Tod seines Vaters jetzt wieder (oder noch) bei seiner Mutter im Elternhaus.


Brief vom 1929-02-04

wer weiß wie die Kartoffel in der Mite sein werden den schlecht waren sie im Herbst schon und Milch gibt auch nicht viel das Futter war doch nicht schön unter gebracht Schwein hab ich auch blos Eins nicht viel arbeit sonst ist alles beim alten bei uns wird jetzt schon warm werden kanst mit Anni bald raus dann wird sie auch schon allein gehen arbeit hast jetzt mehr mit ihr wie schön das Wylli immer Arbeit hat der liebe Vater kann wohl auch nicht viel mehr machen Tante Lieschen ist wohl ziemlich auf Posten was ich ihr von Herzen wünsche.

Dieser und die folgenden Briefe ist nicht mehr an Oma Amalie sondern an Opa Willy adressiert. Mit dem „lieben Vater“ ist wohl Uropa Tews gemeint.


Brief vom 1929-02-04

nun noch einmal herzlichen Dank für das schöne Paket vieleicht kann ich es mal entschädigen nun will ich efter schreiben liebes Mallche grüß auch Marta schön ich will auch an ihr schreiben ob sie schon Gesund ist nun für heute will ich schließen und grüße auch alle herzlich Wylli dich liebe Mallche und Annichen Tante und Schwester Lieschen den lieben Vater und Walter Jaks

von uns allen ich verbleibe in liebe
Eure Mutter Schwester und Schwägerin

Marta ist Tante Martel, eine Cousine meiner Oma, und Walter Jaks ihr Cousin und der Taufpate meiner Mutter.


Umschlag vom 1929-02-04 vorn


Umschlag vom 1929-02-04 hinten


Brief vom 1929-04-16

Laugallen den 16. 4. 1929

Ihr lieben alle jetzt will ich auch wieder einmal paar zeilen an euch richten und zwar das wir noch alle zimlich auf Posten sind wenn wir auch noch immer Winter haben denn Schnee und frost ist noch genueg noch immer das die Fenster frieren der Ofen muß noch täglich geheizt werden aufs Feld ist noch kein Gedanken zu gehn und Arbeit für Leute noch nichts aber Hoffen wollen wir doch auf das beste die Winterung ist sehr traurig der Frost alles ausgehoben


Brief vom 1929-04-16

nun liebes Mallche und ihr alle tu ich zu wissen das ich Ostern bei Lotte war auch einmal ihr besuchen die hat jetzt eine sehr schöne Wohnung 2 Zimmer und Küche Badezimmer Keller Boden und Waschküche muß sie monatlich 35 Mark zahlen ist alles schön bei ihr nun was macht ihr alle seid ihr noch alle Gesund was macht klein Anni die Quält wohl tüchtig Tante Lieschen nun im übrigen ist bei uns alles beim alten heute haben wir die Kartoffel Mite bese[h]n da waren sie ja soweit gesund man raus nehmen


Brief vom 1929-04-16

können wir noch nicht ist zu kalt die Hühner legen auch schlecht haben zu viel im Winter geliten das Schweinchen und Kuh sind munter aber Milch bekommen wir erst zu Pfingsten wenn alles glükt sonst in Laugallen ist auch alles wie es war was macht Willi hat er noch immer Arbeit und der liebe Vater Sonntag war Karl bei uns Ursula ist jetzt eingesegnet aber was ist mit ihr zu machen er will sie ja in Stellung geben wo sie was lernt wenn sie horchen wird Berta war gestern sie ist sehr zusammen gefallen nach meiner ansicht hat sie nicht gut wenn sie auch nichts sagt

Berta war, wenn ich mich richtig erinnere, Omas älteste Schwester. Karl müßte auch ein Bruder gewesen sein, meine Oma hatte viele Geschwister.


Brief vom 1929-04-16

nun weißt ja wie es bei uns ist verzeih nur das ich euch so lange auf Antwort warten ließ an Marta will ich auch schreiben wenn es geht grüß sie nur nun werde ich für heute schließen und wünsche euch allen die beste Gesundheit haubsächlich Tante Lieschen der liebe Vater für heute von uns allen herzlich gegrüßt und ich verbleibe für alle in Liebe eure Mutter Schwester und Schwägerin
grüßt auch Walter


Brief vom 1929-05-09

Laugallen den 9. 5. 1929

Ihr lieben alle vor allem Dank ich für das Geld zu meinem Geburtstag [am 4. Mai ] welches Du mir mein guter Schwiegersohn geschickt hast seh ich doch Dein gutes Herz für mich war es eine große freude jetzt will ich berichten wie es bei uns geht Gustav und ich haben auch 8 Tage mit der Grippe zu gebracht aber jetzt geht es schon von Montag hat Gustav auch schon Arbeit 3 Monat war nuscht jetzt haben wir diese Woche schönes


Brief vom 1929-05-09

Wetter kann auf den Feldern gearbeitet werden was auch die höchste Zeit ist ich habe auch Dinstag die Kartoffel raus genommen verfroren waren keine aber die hälfte verfault wenn es bloß nun so schön blieb das welche geflanzt können werden
sonst in der Wirtschaft ist alles beim alten Milch habe ich noch keine vieleicht zu Pfingsten die Hühner fangen auch an zu legen Schwein hab ich auch nur eins aber wenn nur alle Gesund sind dann ist alles gut


Brief vom 1929-05-09

nun mein liebes Malche was machts Du gewiß viel Arbeit mit klein Anni die macht gewiß alles in Ordnung und was macht Tante Lieschen die muß wohl immer im Bett sein was mir sehr leidt tut na sehen werden wir beide uns nicht mehr denn unsere Zeit ist ab gelaufen nun ihr lieben alle für heute schliß ich und nochmals meinen Dank für alles gute

Grüße für alle von uns allen
Eure auch liebende Mutter und Oma
Schwester und Schwägerin auch Walter einen Gruß
grüß nur Marta Sonntag schreib ich an ihr


Brief vom 1929-11-??

Laugallen    11 1929

Ihr lieben alle vor allen Dingen danke ich für das liebe Paket ich habe mich sehr gefreut und es hilft mir viel zur Gesundheit vor allen Dingen Dich mein lieber Schwiegersohn sage ich ganz lieben Dank erkenne ich darin doch Dein gutes Herz und nun mein liebes Malche siehst doch das ich schon ziemlich gesund bin ich will auch schon ein bischen arbeiten anfangen so viel ich zwinge.


Brief vom 1929-11-??

Sonst ist bei uns alles beim alten nur bischen Regenwetter nun sind immer dunkle Tage man muß jetzt schon Ofen heizen in der Wirtschaft haben wir ja noch Milch und Schwein meine Arbeit fehlt doch überall aber ich muß zufrieden sein ob ich noch einmal so werd arbeiten weiß ich nicht alles Gott überlassen. Nun ihr lieben alle noch einmal meinen besten Dank für alles Gute und den liebsten Gruß für Willi, Malche kleine Anni sie soll nur gesund bleiben und groß wachsen


Brief vom 1929-11-??

nun nehmt nicht Übel wenn der Brief spät kommt wir haben schlechte Post der Zug nimmt keine Briefe mit und nach Pelleninken kann ich nicht gehen drum dauert sie so lang.

besten Gruß von eure dankbare
Mutter und Gustav


Brief vom 1929-12-17

Laugallen den 17. 12. 1929

Ihr lieben Alle Brief und Karte erhalten wofür ich danke nun was ich von uns berichten kann sind wir so zimlich auf Posten ich geh ja auch schon in Stall und Hof rum ob ich noch einmal ganz Gesund werde weiß ich nicht sonst im übrigen ist alles beim alten das Wetter ist noch immer Herblich noch kein Frost und Schnee zum Arbeiten noch gut aber die Arbeit ist bald zu ende überall schlechte Zeit ob es im neuen Jahr auch so wird sein


Brief vom 1929-12-17

nun warten wir auf Weinachten Anni ist noch zu dum [?] sich drau zu freuen aber euch wünsch ich allen ein Gesundes und friedevolles Weinachtsfest überhaubt Tante Lieschen weil sie doch auch immer mit Kranksein zu tun hat ich weiß wie der Mensch zu mute ist wenn er krank ist nun ihr lieben alle für heute schliß ich und grüß alle herzlich Tante Lieschen den lieben Vater und Wylli und dich meine liebe Amalie und klein Annichen auch Walter Jaks in liebe eure Mutter und Schwester
nächstes mal schreib ich mehr


Umschlag vom 1929-12-17 vorn


Umschlag vom 1929-12-17 hinten


Brief vom 1929-12-26

Laugallen, den 26.12.1929

Ihr lieben alle vor allem den größten Dank für das schöne Paket für dich mein lieber Schwiegersohn daraus sehe ich doch deine gute gesinnung und auch für Dich meine liebe Tochter und für dich liebes kleines Annichen wachs auf deinen Eltern zur freude nun was uns anbetrift sind wir ja so zimlich Gesund und haben zimlichen Winter wenn es blos schon nicht zu sclimm kämm nun nochmals vielen Dank für das Paket es ist zu gut für mich die Freude dafür macht mich ganz Gesund


Brief vom 1929-12-26

nun liebes Schwesterlein und lieber Vater und mein liebster Schwager auch den größten Dank für Euer schönes Weinachtsgeschenk Gustav überhaubt sagt wenn ich doch meine liebe Tante und Onkel könnte mündlich dafür danken aber ich könne sie ja gar nicht liebe Schwester wir haben gefrüstückt den schönen Kuchen gegessen und da sagt Gustav Mutter wenn der Kuchen lieb Tante und Onkel Schwager Wylli und Schwester Amalie und kleine Anni auch so gut schmecken möcht


Brief vom 1929-12-26

wir denken ja nur an euch und wünschen euch nur auch die beste Gesundheit
nun für heute schliß ich mit den besten grüßen und Küssen für Dich liebste Schwester und lieber Vater für Willi Amalie und das liebe kleine Annichen auch für Walter nehmt nicht übel die schlechte Schrift die Hand gehorcht nicht mehr
auch viele Grüße von Gustav an alle Deine dankbare Schwester Schwägerin Eure Mutter und Oma

Die „schlechte Schrift“ scheint mir nicht anders oder schwerer lesbar als die der Briefe davor. Dies ist der letzte erhaltene Brief, vielleicht ist Uroma noch in diesem Winter gestorben.

Im August 1939, kurz vor Kriegsausbruch, war Mutti zu Besuch in Ostpreußen bei ihrem Onkel Gustav.


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