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Ablehnung zum Wintersemester 1946/47
Berlin, d. 30. 9. 46
An den Prüfungsausschuß der Universität Berlin
Betrifft: Einspruch gegen den Ablehnungsbescheid
Ich, Anni Tews, geb. am 25. 1. 28 wurde auf Grund meines Antrages betreffs Zulassung zum Universitätsstudium am 20. 9. von der Prüfungskommission geprüft. In Folge der Ergebnisse meiner Prüfung machte man mir berechtigte Hoffnungen, daß meiner Zulassung zum Studium nichts im Wege stünde. Zu meinem größten Erstaunen bekam ich heute die Ablehnung. Nach persönlicher Rücksprache auf der Universität teilte man mir mit, daß dieser Entscheid wegen meiner Stellung als Scharführerin im J. M. Bund erfolgte. Dieser Posten wurde mir wegen des großen Mangels an Führerinnen in Berlin immer wieder angetragen und ich übernahm
ihn, mir meiner politischen Verantwortung mit 16 Jahren noch nicht bewußt, um auf diese Weise endlich nach jahrelanger Abwesenheit wieder in mein Elternhaus nach Berlin zu kommen ohne den Schulbesuch unterbrechen zu müssen, was ich mir auf Grund der pekuniären Verhältnisse meiner Eltern nicht erlauben konnte. Dieses war im Dezember 1944 und mein Pflichtenkreis bestand lediglich in der Flüchtlingsbeteuung. Ich gebe zu, daß ich durch die politische Jugendbeeinflussung verkehrt gehandelt habe
aber da der Posten einer J. M. Scharführerin nicht unter die Bestimmungen des Entnazifizierungsgesetzes fällt, ich meinen damaligen politischen Irrtum auch vollkommen einsehe, meine Eltern nur in bescheidenen Verhältnissen leben und daher für mich jede verlorene Zeit sehr stark ins Gewicht fällt, bitte ich um eine Überprüfung meines Zulassungsantrages, denn eine neuerliche Absage würde meine naturwissenschaftliche Begabung brachlegen.
Hochachtungsvoll
Anni Tews
Ablehnung
Bescheinigung über eine Woche Arbeitseinsatz im April 1947
Ablehnung zum Sommersemester 1947
Arbeitsbuch
Einträge für acht Monate 1947 und einem Monat Praktikum 1948
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Aufforderung zur Abgabe der Bewerbungsunterlagen
Stellungnahme zu "einer der heute in der Öffentlichkeit erörterten Fragen":
Demokratie und Studentenparlament
Als im Januar die Berliner Universität ihr Studentenparlament wählte, konnte man wieder in allen Zeitungen, im Radio und in vielen Gesprächen die Frage nach einer wahren Demokratie, nach einer demokratischen Verfassung hören. In zahlreichen Diskussionen bemühten sich die Berliner Studenten, alle diese Fragen zu klären. Worte, die man uns jungen Menschen seit zwei Jahren täglich wiederholte, sollten in die Praxis umgesetzt werden. Jetzt zeigte es sich, daß es nicht genügte, alle diese Worte täglich ausgelegt zu bekommen, sie wohl auch verstandesmäßig zu beherrschen, sondern da wurde klar, daß zu einer Demokratie zuerst einmal demokratische Menschen, demokratisches Denken, Fühlen[?] und Handeln gehören. Wie wird man aber ein demokratischer Mensch? Wie lernt man, aus seinem inneren Wesen heraus ein Demokrat zu sein? Einen Weg dazu zeigt Ernst von Schenk in einem "Brief an einen deutschen Studenten", in dem er die jungen deutschen Studenten auf alle die Tatsachen hinwies, die nötig sind, um einen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes aus ihnen zu machen. In einem Vergleich mit einem älteren Menschen Akademiker machte er diesen jungen Studenten darauf aufmerksam, wie es möglich war, sich schon während der vergangenen 12 "1000" Jahre als wahrer Mensch zu zeigen, indem man die damalige Weltanschauung nicht in sich aufnahm, sondern - ihre Verderbtheit erkennend - dagegen ankämpfte. Er zeigte ihm, wie in der großen Masse des Deutschen Volkes und hauptsächlich in den jungen Menschen diese Erkenntnis nicht aufkam. In diesen wurde durch Worte von der Tüchtigkeit des Menschen usw. gerade das, was schlecht an der Tüchtigkeit war, hochgezüchtet. Aus der Tüchtigkeit wurde Unmenschlichkeit. Bei Märschen, in Schlachten, beim Ausführen unmenschlicher Befehle wollte jeder seine Tüchtigkeit beweisen. Er fragte nicht, welchen Zweck hat denn deine Anstrengungung, sondern Hauptsache, er war tüchtig! Bei dieser Anschauung verhärtete und verschloß der Deutsche sein eigenes Ich, er zog eine Mauer um sein Gefühl (Herz). Der Schweizer sagte, als er den jungen Deutschen mit Unbekümmertheit von seinen Kriegserlebnissen, über die vernichteten Menschen und Werte berichten hörte. Er machte die Feststellung, daß in uns erst
wieder den Begriff der Humanität des Menschen geboren werden müßte. Wir müssen unser Gewissen erst wieder wecken, das Gewissen über den Befehl, über das Äußere stellen, es einzig und allein zu unserem Richter machen.
Als ich diesen Brief zum ersten Mal las, war ich erschüttert über all die Anklagen gegen uns, und ich habe lange darüber nachgedacht. Aber ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß die Anklagen berechtigt sind. Wir sind in der Überzeugung aufgewachsen, daß es nur eine wertvolle Rasse, ein Herrenvolk gibt. Wir lernten den Begriff des Menschen gar nicht erst kennen, es gab ja nur Führer und Gefolgschaft. Erst nach dem Umbruch wurden wir in kosmopolitisches Denken eingeführt eingewöhnt. Wir lernten den Menschen als Individuum kennen und achten.
Die erste Probe zur Anwendung dieser neuen Gesinnung war für uns junge Menschen die Wahl eines Studentenparlamentes. Doch wieviel Schwierigkeiten zeigten sich da! Das Problem der Parteien wurde plötzlich laut und es trat die Frage auf: Gehören in ein Studentenparlament die Anhänger von Parteien oder Menschen,die bereit sind, auch ohne Parteizugehörigkeit, für das Wohl ihrer Mitstudenten für das Wohl ihrer Mitstudenten zu sorgen. Ich empfinde es aber schon als großen Erfolg, daß man sich im großen und ganzen darüber einig war, daß derjenige, der als Mensch bereit ist, sein Amt auszufüllen, dieses auch ohne Parteizugehörigkeit kann. Die Partei ist erts das Sekundäre in einer Demokratie, denn was nützen Parteimitglieder, die nur das Wohl ihrer Partei vertreten, ohne dabei an das, was hinter der Partei steht, an den Menschen zu denken. Und ich glaube, ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, daß wir Jungen Menschen uns alle bemühen, dieses Denken zu erlernen, ja es auch in die Tat umzuwandeln. Und ich glaube, daß wir, wenn man uns noch kurze Zeit den Weg zeigt, diesen bald mit Erfolg beschreiten können und werden.
Warum ich mich für das erwählte Fach (Physik) entscheide
Wir jungen Menschen im heutigen Nachkriegs-Deutschland
sind illusionslos, d. h. wir schrauben unsere Erwartungen nicht mehr allzu hoch
machen uns keine großen Hoffnungen auf eine gesicherte Zukunft. Auch wir sind optimistisch, wie die Jugend jeder Generation es war, es sein muß und bleiben wird. Der Umbruch in unserer Weltanschauung war nicht einfach, aber die Einführung in kosmopolitisches Denken gibt uns die Hoffnung, daß die Welt auch Deutschland
wieder Raum zum Atmen geben wird. Aus dieser einsicht heraus habe auch ich den Mut als Tochter eines einfachen Arbeiters das Studium zu ergreifen, denn
aus den breiten erwerbstätigen Schichten können den wissenschaftlichen Berufen nur unverbrauchte neue Kräfte zufließen
im neunen Deutschland wird man die Menschen nur nach der Leistung und nicht mehr nach ihrer Herkunft werten. Es sind auch für mich persönlich nicht die eventuellen pekuniären Vorteile eines späteren Berufes auf dieser Basis maßgebend, sondern die Eignung dafür und das sichere Gefühl, auf diesem Gebiet an richtiger Stelle zu stehen und samit tatkräftig mitwirken zu können am Wiederaufbau Deutschlands.
Die Naturwissenschaften waren für mich von jeher das interessanteste Wissensgebiet
und meine mathematische Begabung erlaubt mir zu hoffen, den Anforderungen der TH gewachsen zu sein.
Es sind gerade die physikalischen Probleme die mich am meisten beschäftigen und in mir den Wunsch hervorrufen mich näher mit ihnen zu befassen und selbst einmal
Ich bin der Meinung, daß mir gerade in der Physik viele Wege
In dem klaren Bewußtsein daß noch so manche Schwierigkeiten zu überwinden sind, mute ich mir doch genügend Zähigkeit und Ausdauer zu, um das gesteckte Ziel zu erreichen. In der festen Hoffnung, daß ein neues demokratisches Deutschland wieder seinen Platz in der Völkerfamilie behaupten darf, gilt mein Streben und Schaffen diesem Ziel.
Aufforderung zur Entnazifizierung
Antrag auf Entnazifizierung
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Antrag auf Abarbeiten eines Darlehens
Ablehnung
Antrag auf Stundung der Semestergebühr
Stundung der Semestergebühr
Erlaß der Semestergebühr
Erlaß der Semestergebühr
Bescheid über Währungsbeihilfe
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Mutti in der Zeitung mit Ernst Reuter als Delegierte zum ersten Studententag in Köln 1950
Ausweis als Abgeordnete im Studentenparlament
Wahl zur Richterin
Ausweis als Hilfsassistentin
Ausweis als Hilfsassistentin
Wahl zum Betriebsrat
Wahl zum Betriebsrat
Wahl zur Richterin
Ausweis als Abgeordnete im Studentenparlament
Fakultätsvertreterin im Wahlausschuß
Vorsitzende des Wahlausschuß
Ausweis als Abgeordnete im Studentenparlament
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Notaufnahme nach Westberlin
Notaufnahme nach Westberlin
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