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Rentenbuch
Im August 1912 war Oma gerade siebzehn Jahre alt geworden.
Ein Hinweis auf die Art der Tätigkeit findet sich nicht. Das erste Jahr ist voll, Oma hat mit sechzehn zu arbeiten angefangen.
Sechs Jahre Vollzeitarbeit ohne eine einzige Woche Urlaub. Oma ist jetzt zweiundzwanzig Jahre alt.
Erst ein Jahr später eingetragen.
Aber keine Lücke.
39 Wochen
52 Wochen
Ein Jahr Lücke, 21 Wochen Arbeit in Berlin
Ab hier Eintragungen alle zwei Jahre, Arbeit zehn Wochen pro Jahr. Saisongeschäft?
1937 endet dieses Buch.
Feldpostkarte
An
Fräul. Minna Ballendat
bei
Herrn Ingnier Friedheim
Charllottenburg
Sybelstraße No. 65
Langfuhr d. 26. 8. 14
Liebe Schwester
Ihm auftrache diese Karte von Franz schreibe ich diese Karte und will dich benachrigten daß wir in Danzig sind und hoffentlich bald weiter geht aber wohin daß wissen wir noch nicht mit
mit den besten Grüßen verbleibe ich dein treuer Bruder Hermann[?] und Franz
1914 war Oma noch in Ostpreußen. Ihre Schester Minna war wohl als Hausmädchen in Berlin und wird die Karte einem Brief nach Hause beigelegt haben. Daß Uroma und Oma sie aufgehoben haben, könnte ein Hinweis sein, daß die Brüder Franz und Hermann[?] aus dem Krieg nicht zurückgekehrt sind.
Nachtrag: Nach einer Verlustliste des Marine-Infanterie-Regiment Nr. 3 ist der Gefreite Franz Ballendat aus Laugallen in der Schlacht von Monchy-Bapaume am 1918-08-25 in Bapaume gefallen.
Arbeitsbuch
ausgestellt am 16. Mai 1941
Arbeit als Postfacharbeiterin bis zum Kriegsende.
Nach dem Krieg, von 1952 bis 1957, haben meine Oma und mein Opa in Heimarbeit einfache PVC-Taschen zusammengenäht. Mein Vater erinnerte sich wie von dem schlechten Material das Zimmer, in dem beide auch schliefen, nach Vinylchlorid-Monomeren gestunken hat. Meine Oma ist zwanzig Jahre danach an einem spät erkannten Leberkrebs gestorben.
Von 1972 an hatte sie mit mir eine Wohnung in Leverkusen. Nach ihrem Tod und bis zur Fertigstellung des Hauses in Paffrath zog meine Mutter dort ein.
Postausweis vom 15. Oktober 1942
Postausweis vom 13. Mai 1943
Im Mai 1943 hatte meine Oma zwei Weltkriege, die Inflation von 1923/24 und die Weltwirtschaftskrise mit einem Kleinkind mitgemacht. Der Einmarsch der Russen mit seinen Greueln stand ihr noch bevor. Im Alter von gerade 48 Jahren war sie schon vollkommen grau geworden und wirkt wie eine alte Frau.
Vom Frühjahr 1959 an hatte meine Oma ganztags allein einen Säugling zu versorgen. Sie war 64 Jahre alt und wirkte älter. Vermutlich wird sie von der evangelischen Kirchengemeinde Unterstützung erfahren haben.
Von 1961 an und in meiner Grundschulzeit fuhr sie regelmäßig allein mit dem Bus nach Köln zum Grab von Opa. Abends haben Vati oder Mutti sie in Neuboddenberg vom Bus abgeholt, wie sie dort hingekommen ist, weiß ich nicht mehr, vermutlich zu Fuß (2,6 km durch eine Talsenke, wohl eine Dreiviertelstunde). Was vor der Schulzeit in der Zeit mit mir war, weiß ich nicht mehr.
Oma fuhr auch jedes Mal nach Köln, wenn dort im Kino der Film „Doktor Schiwago“ lief.
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